In aufrechter Position sackt das Blut in Beine, Becken und Bauch ab, das Herz ist entlastet. Während der Nacht kommt es jedoch durch das im Liegen vermehrt zum Herzen anflutende Blutvolumen zu einem erhöhten Druck im Herz, insbesondere in Linksseitenlage. Besonders in Zeiten mit Stress und emotionaler Belastung, z.B. durch Verlust des Partners, eines Kindes, nahestehender Personen, des Arbeitsplatzes oder der Wohnung, durch finanzielle Probleme usw. kommt es zur inneren Anspannung und damit zur Verkrampfung bzw. Verengung des Herzens.
Dadurch besteht eine erhöhte Widerstandskraft im Sinne einer Dehnbarkeits- bzw. Relaxationsstörung, bei der Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) als diastolische Compliancestörung beschrieben. Im Liegen führen Blutvolumendruck von innen und Anspannungsdruck von außen somit zum Druck auf die Herz-Innenschicht und dort zu einer leichten Minderdurchblutung der feinen Kapillaren mit der Folge eines Sauerstoffmangels im Gewebe. Dieser Druck wird deshalb vom Körper nicht toleriert und er aktiviert den Sympathikus, welcher das Herz dazu anregt, über stärkeres und schnelleres Herzschlagen doch noch dieses Zuviel an Blutvolumen weiter zu pumpen. Der Sympathikus ist der Teil des vegetativen, unbewussten Nervensystems, der für die Aktivität am Tage zuständig ist und vor allem bei Stress zu hoch ist. Er hält sich normalerweise mit seinem Gegenspieler, dem Parasympathikus (nervus vagus) die Waage, welcher die Verdauung und vor allem in der Nacht die Erholung regiert.
Wenn jedoch jede Nacht der Sympathikus aktiviert werden muss, erfährt das Herz nie mehr die nötige Entspannung und Ruhe und wird immer noch angespannter und enger, jedoch dadurch auch nochmals volumenempfindlicher. Folge ist eine noch stärkere Erhöhung des Sympathikus, welche vor allem bei Menschen mit konstitutionell geringerer Schlaftiefe zu Durchschlafstörungen und nächtlichen Herzbeschwerden führt, jedoch auch bei subjektiv ungestörtem Schlaf den tagsüber ohnehin höheren Sympathikus noch mehr aktiviert. Bei Menschen, die durch ihre Konstitution einen sehr tiefen, festen Schlaf haben, kann sich die nächtliche Sympathikus Aktivierung und gleichzeitige Erschöpfung auch durch starkes Schnarchen mit Atemunregelmäßigkeiten bis hin zu Atempausen als Schlaf-Apnoe-Syndrom bemerkbar machen.
Eine weitere Wirkung des Sympathikus ist das Zusammenziehen der Blutgefäße in der Peripherie, was im Liegen noch mehr Blut zum Herz drückt und dieses auch noch gegen den höheren Widerstand pumpen muss. Insbesondere bei zusätzlicher emotionaler Anspannung wird der Sympathikus tagsüber noch weiter gesteigert, wodurch das Zusammenziehen der Blutgefäße zu Vasospasmen (Gefäßkrämpfen) führen kann, welche im Koronarbereich (Herzkranzgefäße) als unangenehmes, zusammenziehendes Gefühl, Enge in der Brust (Angina pectoris, z.B. als Prinzmetal-Angina) oder Druck hinterm Brustbein bis hin zu Herzschmerzen wahrgenommen werden, oft mit Ausstrahlung in linke Schulter, Arm oder Hals.
In der Peripherie führt die Blutgefäßverkrampfung zu kalten Fingern, Händen und Füßen bis hin zum Raynaud-Syndrom, im Gehirn reagiert auf eine Durchblutungsminderung besonders empfindlich das Gleichgewichtsorgan mit Schwindel, das Innenohr mit Ohrgeräuschen, Hörsturz oder situativer Hörminderung und die Sehrinde mit Augenflimmern, plötzlichem unscharfen Sehen oder Doppelbildern. Es können auch Sprach- oder Wortfindungsstörungen, Konzentrationsschwäche, Gefühlsstörungen oder lokale Muskelschwäche auftreten. Weiterhin bewirkt die nächtliche Sympathikus Aktivierung über die Ausschüttung von Stresshormonen eine Gluconeogenese (Glucose-Zucker-Neubildung) und damit Erhöhung von Blutzuckerwerten. Schon mancher Patient fragte sich, warum sein Blutzucker morgens höher lag als am Vorabend, obwohl er seither nichts gegessen hatte! Dieser bislang noch nicht offiziell beschriebene Diabetes mellitus Typ 3 verbessert sich nachweisbar durch die richtige nächtliche Blutvolumentherapie.
Wenn der Sympathikus also nicht nur tagsüber durch den zunehmenden Stress unserer heutigen Zeit zu hoch ist, sondern auch noch nachts zusätzlich aktiviert ist und sich beides gegenseitig weiter hochschaukelt, so erklärt sich bereits ein wesentlicher Faktor für die Entstehung von Bluthochdruck.
Modernes Blutvolumen-Management
Die erste und einfachste Möglichkeit, dass nachts zum Herzen anflutende Blutvolumen zu reduzieren, besteht darin, die abendliche Trinkmenge zu reduzieren. Ab ca. 19:00 Uhr sollte so wenig wie möglich getrunken werden, da die aufgenommene Flüssigkeit vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird und direkt ins Blutgefäßsystem gelangt, wo sie so lange ein Mehr an Volumen bedeutet, bis sie über die Nieren wieder ausgeschieden wurde. Dies bestätigt sich auch über die Organuhr, bei der die Nierenaktivität von 17:00 bis 19:00 Uhr ihr Maximum hat, anschließend die Nieren jedoch eher ruhen sollten. Somit empfiehlt es sich, die erforderliche Trinkmenge von 1½ bis 2 Litern (bei Herzkranken nicht mehr!) bereits über den Tag verteilt aufzunehmen.
Am besten ist es, gleich morgens etwa ½ Liter warmes Wasser zu trinken, dann jedoch 20 Minuten bis zum Frühstück zu warten, da die Verdauungssäfte nicht verdünnt werden sollten. In der Ayurveda-Medizin wird sogar empfohlen, das Wasser 10 Minuten zu kochen, weil sich hierdurch nachgewiesenermaßen die Molekülstruktur (der Bindungswinkel) ändert, wodurch das Wasser besser Schadstoffe und Schlacken binden und ausleiten kann. Diese körpereigenen Schlacken und Toxine, im Ayurveda „Ama“ genannt, sind kalt, klebrig, zäh, schwer und genauso wie altes Fett in einer Pfanne mit kaltem Wasser kaum zu reinigen. Sie verkleben nicht nur den Verdauungstrakt, sondern auch die Nadis und Srotas, feinstoffliche Kanäle zu denen auch die Blutbahnen gehören, und sie behindern den Stoffwechsel auf zellulärer Ebene.
Bis eine tatsächliche Volumenentlastung durch die nachfolgend genannten Therapien erreicht wurde, kann das Oberteil vom Bett erhöht werden, damit das Blut mit geringerem Druck zum Herz strömt. Beim nächtlichen Erwachen mit Unruhe oder Herzbeschwerden sollte man nicht liegen bleiben, sondern aufstehen und ein paar Minuten still stehen oder an der Bettkante sitzen, damit das Blut wieder in die untere Körperhälfte absackt und das Herz entlastet wird. Somit ist ein entspannteres Weiterschlafen eher möglich. Auch abends lesen sollte im Sitzen geschehen, um sich erst zum Einschlafen hinzulegen.
Das sofortige Durchbrechen des Teufelskreises aus Volumenbelastung, Sympathikus Aktivierung und noch mehr Anspannung wird durch einen Aderlass erreicht, die effektivste und wichtigste Therapie bei Bluthochdruck, nächtlichen Herzbeschwerden und anderen Herzerkrankungen. Wie bei einer Blutentnahme wird aus einer Vene das Blut mithilfe einer flexiblen Schmetterlingskanüle entnommen, allerdings nicht in Röhrchen abgezogen, sondern in einen Beutel frei laufen gelassen. Ausleitungsschritten, und auch in anderen naturheilkundlichen Systemen wird zur Ausleitung körpereigener Schlacken und Toxine der Aderlass therapeutisch genutzt. Bei einer kardiologischen Therapie gilt dabei: Je belasteter oder vorgeschädigter ein Herz ist, desto kleiner muss ein Aderlass sein, anfangs eventuell nur 40 – 60 ml. Die übliche Menge beträgt etwa 80 – 100 ml, bei zunehmender Besserung kann bis 120 ml gesteigert werden. Eine Entnahme von ½ Liter wie bei einer Blutspende würde jedoch ein zu großes „Loch“ reißen und den Sympathikus hochjagen, damit trotz verringertem Volumen im Stehen die Gehirndurchblutung gewährleistet bleibt.
Auch wenn ein Aderlass erfahrungsgemäß die Herzleistung verbessert und damit über vermehrte Nierendurchblutung und Wasserausscheidung das Blutgefäßsystem nachhaltig volumenentlastet, sollte diese Entwässerung noch medikamentös weitergeführt werden. Nieren-Blasen-Tees mit Brennnessel, Zinnkraut, Birkenblättern, Goldrute, Wacholderbeeren usw. sollten nicht selbst schon zusätzliche Flüssigkeit zuführen sondern andere Tees oder Getränke ersetzen. Effektiver sind Frischpflanzen-Presssäfte, Extrakte / Urtinkturen oder Asparagus P® Spargeltabletten. Da jedoch pflanzliche Präparate nicht sehr effektiv entwässern, sind bei Bluthochdruck oder anderen Volumenproblemen meist allopathische Tabletten erforderlich. Jedoch nicht gleich elektrolytausscheidende Schleifendiuretika, sondern z.B. die kalium- und magnesiumsparende Kombination Triamteren und HCT.
Hiervon auch nicht wie üblich täglich 1×1, sondern ½ Tablette jeden 2. Tag ist oft schon ausreichend, im Verlauf kann evtl. sogar auf zweimal wöchentlich ½ zurückgegangen werden. In solch geringen Dosierungen und vor allem in Kombination mit Aderlässen, welche die Eindickung des Blutes durch Entwässerungsmittel verhindern, sind die angegebenen Nebenwirkungen zu vernachlässigen.